Arno Walther

Lieber Arno,

ich, André, war geschockt von Deinem frühen Tod durch die Zeitung zu erfahren und hoffe das der Herrgott Dich in Liebe aufgenommen hat und Du die Welt vom Himmel betrachten kannst. In meinem Herzen bist Du immer da, denn Du warst der erste Freund in meinen Kindertagen. Wir gingen beide zusammen im Rimbach-Kindergarten in die gleiche Gruppe und wohnten -bis meine Eltern ein Haus bauten auf dem Lautenberg- in der gleichen Straße.

Als sehr gute Spielkameraden und Freunde machten wir das Zentrum von Suhl in der Zeit zw. 1979 bis 1981 zu unserem "Abenteuerspielplatz".

Leider wurden wir dann getrennt durch den Umzug meiner Familie auf den Suhler Lautenberg und leider auch der unerwünschte Kontakt zu Dir durch meine Eltern,als auch das Schicksaal Deiner Eltern, welches Dich nach Benshausen brachte, wo wir uns 1984/85 noch einmal kurz sehen konnten - da ich mit meiner Geige dort zu einer Weihnachtsfeier spielen durfte und ich überrascht war, Dich dort anzutreffen. Aber auch da war der Kontakt nur kurz, da ein Gespräch, was Du so gern geführt hättest, durch die Heimleitung und der Verantwortlichen das ich da Geige spielen durfte, unterbunden wurde.

Mit dem Älter werden gestehe ich, besonders mit der Wende, Dich leider immer mehr vergessen zu haben und das tut mir heuer sehr weh. Ich kann über meinen Lebensweg nicht klagen. Habe viel gesehen von der Welt und an vielen Orten gelebt von Rostock über Berlin bis 21 Jahre in Baden-Württemberg. Doch auch Schicksale bei mir führten mich vor gut 2 Jahren wieder zurück in meine alte Heimat und das Erinnern an eine Zeit die eigentlich für mich schon sehr im Dunklem und Vergessenen lagen.

Ich erlebe derzeit, das der Herrgott leider viele Orte und Menschen die sich mit meinem Leben kreuzten aus dieser Welt entfernt. Ich weiss nicht warum und weshalb, aber es geschieht. Neben den verschwundenen Orten an denen ich zur Ausbildung war oder meine Wehrdienstzeit ableistete, gehen auch sehr viele Menschen, die einen Lebensabschnitt mit mir teilten.

Nach wieder Heimkehr nach Suhl mußte ich auch mit ansehen, dass  nun auch unser gemeinsamer Ort, der "Rimbachkindergarten", abgerissen wurde und dort ein großer Erdhaufen wie eine Mondlandschaft ist. Ich wollte in letzter Zeit nach all meinen frühen Kontakten und Freunden suchen, aber da kam dann Corona dazwischen und nun muss ich trauriger Weise aus der Zeitung erfahren, dass einer meiner ersten Freunde in Kindertagen,Du Arno, dieser Tage verstorben ist.

Lieber Arno,

es tut mir so unendlich Leid, Dich nicht doch vorher nochmal gesehen und gesprochen zu haben. Ich wußte nicht wie schlecht es Dir vielleicht Gesundheitlich ging oder andere schwere Umstände vorlagen, dass Du so früh die Erde verlassen mußtest.

Aber ich gebe dir ein Versprechen, in meinem Herzen bist Du als mein erster Freund und Spielkamerad unserer gemeinsamen Kindheit, solange mein Herz schlägt und wenn es nach mir ginge und ich einen Wunsch an den Herrgott "frei" hätte, bis zu meinem 115.Geburtstag. Denn so alt will ich werden. Du weisst es sicherlich noch, denn in unseren "jungen Kindertagen" hatten wir auch über soetwas "geflunkelt" -also eigentlich die magische 100, aber das kann in diesen Zeiten wohl jeder und daher ist meine "Latte" nun auf 115. und damit "ältester Mann" in Deutschland- natürlich in "Kindersicht" neben unseren "Cowboy und Indianerspielen". Leider hat der Herrgott Deine Ziellinie früher gesetzt. Ich werde dich aber mitnehmen und dann am 02.06.2089 eine ganz große Kerze anzünden und somit ein paar Tage vor meinen 115., am 13.07.2089 , versprochen!

Ruhe in Frieden und all Deinen Angehörigen, die wenigsten werden mich noch kennen, denn Deine Geschwister, so weit damals wußte,waren alle deutlich älter als Du, mein tiefes Mitgefühl der Trauer und Gottessegen.

Dein bester Freund der frühen Kindertage

André Ziegler